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In zu vielen Breitensportarten zählt man mit (spätestens) Mitte 30 in den Profiligen / Leistungsligen bereits zum alten Eisen. Es scheint Allgemeinwissen zu sein, dass ein gewisses Leistungsniveau nur bis zu einem gewissen Alter aufgebaut und gehalten werden kann bevor es wieder bergab geht. Oft scheint es enden Profikarrieren mit einer Verletzung aus der die Betroffenen nicht mehr zurückkehren. In Parkour schließen sich Höchstleistung und Nachhaltigkeit nicht aus, eigentlich ist das Gegenteil der Fall.

Ein gewisses Leistungsniveau kann nur durch nachhaltiges Training erreicht und aufrecht erhalten werden. Was verstehen wir unter Leistungsniveau? Der Leistungsbegriff muss (neu) definiert werden. Leistung im Parkourkontext wird oft mit der Weite eines Sprunges bemessen. Ein Gedanke aus dem wir ausbrechen müssen. Die “Leistung” ist etwas Komplexes, etwas nahezu Unvergleichbares. Jeder Parkourausübende bringt individuelle Voraussetzungen mit sich an derer sich seine Leistung misst.

Jeder hat ein anderes Ausgangsniveau, andere Talente und vielleicht eine ganz andere Motivation. Außerdem spielen die Trainingsphilosophie und der Trainingsstil eine Rolle. Möglicherweise hat sich jemand auf fließende Low-Impact Bewegungen spezialisiert die einen sehr hohen technischen Grad erfordern, ein anderer trainiert gerne den Ausdauer Aspekt und findet seine Bevorzugung in der stetigen Bewältigung von körperlich fordernden Kraft Ausdauerchallenges. Der Punkt ist man kann Parkour so vielfältig trainieren wie es Menschen und Charaktere gibt.

Ein vorgegebenes Leistungsbild kann gar nicht so umfassend sein, dass es nicht gleichzeitig auch einschränkt. Am ehesten kommt dem Leistungsbegriff noch eine Definition nahe die versucht ein ganzheitliches Bild eines Parkour Ausübenden zu zeichnen. Ein Athlet der sich in möglichst vielen Bereichen Bereichen der Bewegung engagiert, vielseitig ist und sich auf möglichst viele verschiedene Ausgangssituationen mühelos einstellen kann. Ein Athlet der in einem langen und fordernden Prozesses mit Hilfe von stetiger Selbstreflexion sowohl an seinen Stärken und an seinen Schwächen gearbeitet hat. Und das kann nur erreicht werden wenn man über einen langen Zeitraum stetig trainiert, sich stetig steigert und konstant versucht über die eigenen Grenzen hinaus zu wachsen und nicht die Grenzen anderer.

Wenn ich demnach an Leistung denke versuche ich weder an die größten Sprünge gängiger Instagramvideos zu denken (auch wenn es schwer ist), noch an die Errungenschaften meiner besten Freunde in der letzten Trainingssession, sondern ob ich mich konstant weiter entwickle. Bezogen auf andere bedeutet Leistung für mich einen ausgeglichenen bewegungsfreudigen vielseitigen und gesunden Traceur zu sehen der für kurzlebige Errungenschaften nicht seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzt sondern im stetigen Prozess stärker wird.