Dominik Arend (Dodo) ist langjähriger Parkour Ausübender der mit seinem Border Collie Ninja für Furore sorgt. Dodo unterrichtet u.a. Parkour in Berlin und ist einer breiteren Zuseherschaft vor allem durch seine Auftritte in der RTL TV Show “Top Dog” bekannt. Mit Ninja bildet Dodo ein Team, das durch die Integration der Parkourphilosophie im Hundetraining glänzt und dadurch einen ganz eigene Mensch/Hund Beziehung schafft. Dodo fördert und fordert Ninja, diesem wiederum macht die Arbeit mit den Herausforderungen (viel im urbanen Umfeld) besonders Spaß. Das führt dazu, dass Ninja’s Skillset einzigartig ist, ebenso wie die Kommunikation zwischen Dodo und Ninja.
Ninja ist ein 2017 geborener Border Collie Rüde und Instagram Star. Seine Bewegungen erinnern stark an Parkour (#barkour #pawkour) und gemeinsam mit Dodo erweitert er die Grenzen wie sich Hunde im öffentlichen Raum bewegen können.
Wie würdest du deinen Trainingsansatz mit Ninja beschreiben? Was sind eure Basics bzw. wie lernt Ninja gerne?
Durch Training wird man besser, sicherer, erfahrener in allem was man tut und bringt Freiheiten mit sich. Beispiel: Balancieren in Höhe, jeder Parkour-Athlet hat erfahren wie viel Sicherheit man im Laufe der Zeit durch Training erlangt und irgendwann denkt man gar nicht mehr über sowas nach. Die Bewegungen sind automatisiert. Diese Automatisierung will ich in allen Bewegungen und bei alltäglichen Dingen wie an der Straße anzuhalten, sehen.
Ninja trainiert extrem gerne gemeinsam. Ich denke so wie wir alle um ehrlich zu sein. Wir freuen uns wenn wir eine Challenge gemeistert haben aber mit Freunden halt einfach noch mehr. Er kann klar unterscheiden, in welchen Situationen er mit mir und in welchen er für mich arbeitet. Um so älter er wird umso wichtiger wird es, dass ich ihn nicht für mich arbeiten lasse, da er dann relativ schnell zu macht.
Hast du überwiegend autodidaktisch mit Ninja trainiert oder hast du dich an anderen Methoden, z.B: an Agility orientiert?
Ninja wurde 100% nach den Philosophien von Parkour und meinem Lifestyle erzogen. “Be strong to be useful”, “einmal ist keinmal” und “versuche dich jeden Tag ein wenig zu steigern” waren wichtige Wegweiser für uns. Das Wichtigste ist aber, dass er nicht wie ein „Hund“ trainiert wurde. Wir wissen ja nicht mal was es heißt ein Mensch zu sein, da frage ich mich woher jeder weiß, was es heißt ein Hund zu sein. 😅Von traditionellen Hundesportarten kann man sich bestimmt die Eine oder Andere Sache anschauen, ich halte mich allerdings davon weit entfernt, da mir die Hunde zu sehr als Werkzeug eingesetzt werden. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Lernst du mit Ninja ausschließlich durch positive Verstärkung oder gibt es auch Situationen wo du ein bestimmtes „Nein“ einsetzt (bzw. einsetzen musstest) bzw. wo du schon einmal mit Ninja getadelt hast?
So etwas wie ausschließlich positive Verstärkung ist meiner Auffassung nach unmöglich. Wenn Ninja eine Grenze überschreitet zeige ich ihm diese auf. Dabei versuche ich ihn erst die Grenze überschreiten zu lassen um ihn dann zu korrigieren. Das ist effektiver aber natürlich nicht in jeder Situation machbar. Dadurch, dass er lernt gewisse Grenzen nicht zu überschreiten, lernte er auch seine eigenen Grenzen kennen und die, welche er anderen Hunden setzen darf. Werden seine Grenzen überschritten, sein persönlicher Space nicht respektiert, darf er sie selber aufzeigen.
Hunde machen manchmal negative Dinge und es ist wichtig ihnen den Respekt, das Vertrauen und die Fähigkeiten zuzumuten aus Fehlern zu lernen.
Wie hast du Ninja beigebracht sich zu fokussieren? Beispielsweise beim Balancieren Tempo rauszunehmen und Kontrolle reinzubringen?
Ich würde sagen wir haben einfach nur unsere Kommunikation immer weiter verfeinert und ich traue ihm zu gelernte Skills auf neue Situationen zu übertragen. Ninja konnte sehr früh unangeleint an meiner Seite laufen. Das „unangeleint“ ist wichtig, da er um einiges konzentrierter ist ohne Leine. Nun habe ich ihn einfach mit meinen Fingern gesagt, dass er an meiner Seite bleiben soll, als er gerade ein wenig schneller wurde und im Moment des Abbremsens wurde das Kommando “langsam” in den Raum geworfen. Oder ich bin losgerannt mit ihm und sagte “schneller” und wurde ganz „schnell“ langsam mit dem Wort „langsam“ oder besser „langsamer“. Sehr interessant ist dass wir das Wort “langsam” genutzt haben um ihm leises Bellen beizubringen. Langsam bedeutet für ihn nämlich einfach Energie raus nehmen und das kann er auf viele Bereiche übertragen, die nichts mit Geschwindigkeit zu tun haben. Wahrscheinlich ist das auch eine der größten Schwierigkeiten zu verstehen, dass ein Hund ein ganz anderes Konzept von etwas haben kann als wir annehmen. Deswegen gibt es soviel Missverständnisse.
Um es kurz zu machen. Nehmt alltägliche Situationen und verbindet ein Wort mit diesen Situationen. Noch ein wenig Stress dazu, was oft bei Ninja die Konzentration erhöht und bam ein neues Kommando ist da. Klappt natürlich nicht für alles.
Interessante Frage: Welche Wörter kann dein Hund alles ohne dass wir ihnen diese jemals bewusst beigebracht haben?
Was motiviert Ninja am Meisten? Leckerlis? Die Herausforderung? Das Spielen mit dir?
Definitiv das arbeiten mit mir. Vllt. sollten wir uns auch ein bisschen von dem Wort “spielen” lösen, ich denke es ist ein sehr starkes Wort, welches wie eben besprochen für unsere Hunde etwas anderes bedeutet als dieses Bild das wir damit verbinden. Ich denke es ist eher ein Vergleich der Fähigkeiten.
Gibt es etwas das Ninja besonders schwer fällt?
An der Leine zu laufen. Kein Witz, wir sind da mega schlecht. 😂Ist mir manchmal echt peinlich und wird natürlich auch nicht besser, weil wir es nicht trainieren. 😑
War Ninja als Welpe eher schüchtern und ruhig oder volle Kanne rein ins Getümmel?
Ninja war und ist sehr ruhig und überlegt. Schüchtern würde ich nicht sagen aber er kennt seine Grenzen.
Ist Ninja ein Hund der viel bellt und wie bewertest du Bellen bei Hunden im Allgemeinen?
Mittlerweile mehr als früher. Er bellt vor Freude, wenn er etwas verlangt, wenn er mich anmeckert, vor Aufregung und wenn wir zusammen was gerockt haben. 🤙
Ich bewerte das Bellen je nachdem ob es angebracht ist oder nicht. An sich ist jede Kommunikation aber besser als fehlende Kommunikation. Wir müssen nur lernen die gegebenen Informationen richtig zu verarbeiten. Als Welpe hat er vieles angebellt, was er nicht kannte. Ich hatte somit einen Trainingsplan woran wir arbeiten mussten und generell sind wir auf alles zugegangen was er angebellt hat. So haben wir an seinen Unsicherheiten gearbeitet.
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Durch deine Liebe zu Parkour trainierst du mit Ninja oft an Parkour Spots. Wie geht ihr mit der Gefahr von Glasscherben oder gefährlicher Verschmutzung um (Spritzen, Flaschen, vllt sogar sprödes Holz, …)?
Das ist sein Ding. Genauso wie ich selbst auf meine Sicherheit achten muss, so muss er das auch. Natürlich schreite ich ein wenn es zu krass ist, heißt wir chillen natürlich nicht an Orten wo es zu krass ist. Solche Orte finden wir aber nur ganz selten. Er hat bisher 2 Schnittwunden gehabt, die genäht werden mussten. Keine kam vom Training. Eine hat er sich geholt als wir Nachts in einem unbekannten Gebiet unterwegs wachen und er angeleint war, und eine als wir Joggen waren und ich ihn gepusht habe schneller zu laufen. Da hat er den Fokus verloren. Hunde haben ja auch Augen im Kopf und können sowas sehr gut wahrnehmen. Zusätzlich haben wir ab und an mal ganz viele Münzen auf dem Boden aufgestellt und er musste durch ohne eine Münze umzuwerfen. Das hat auf jeden Fall auch bei seinem Paw-Placement geholfen.
In den Videos wirkt es als würde Ninja auch in der Stadt ohne Leine laufen. Ist das immer so? – Wie habt ihr trainiert, dass du dich 100%ig auf Ninja verlassen kannst? Ist er noch nie vor ein Auto gelaufen oder in eine gefährliche Situation wo z.B: der Rückruf nicht funktioniert hat?
Zu 98% läuft er ohne Leine. Zu 100% kann man sich auf nichts im Leben verlassen. Es geht ja nicht nur darum, dass von ihm aus irgendwas passieren könnte sondern auch durch äußere Einflüsse. Jetzt ist halt die Frage wie man mit solchen Risiken umgeht. Ich persönlich denke es macht Sinn diese Risiken des Lebens durch Training zu minimieren. Mit mehr Training und Skill erhält man mehr Freiheiten.
Als Welpe begann sein Training ohne Leine zu laufen. Wir haben einen sehr breiten Gehweg und ich war schneller als Ninja. Außerdem ist es bei uns um die Ecke sehr ruhig. Wir haben Nachts unser ersten Runden gedreht und gerade dann hört und sieht man Autos besonders früh. Die ersten Straßenüberquerungen hatte ich ihm am Halsband und wir sind lange am Bordstein stehen geblieben, damit er ein Gefühl dafür bekommt, dass sich auf der Straße Dinge schnell bewegen. Sobald ich mir unsicher war kam er an die Leine. So hat er im Laufe der Zeit immer mehr Zeit ohne Leine bekommen. Heutzutage vertraue ich ihm schon sehr krass und auch Hundebegegnungen überlasse ich größtenteils ihm. Wer bin ich, dass ich denke ich kann Hunde besser lesen als sich Hunde gegenseitig lesen können. 😂Natürlich kenne ich gewisse Anzeichen und ich nehme Ninja zu mir, wenn er diese zeigt. Meistens wenn er direkt rallig wird bei einer Hündin oder er aufzeigt, dass er sich gerade unwohl fühlt. Als er jünger war habe ich ihm schonmal das falsche Signal gegeben, weshalb ein Auto abbremsen musste. Ninja ist vor Schock stehen geblieben. Nicht vorteilhaft, oder? Klar ist es erstmal ein Shock und im besten Fall wäre das nicht passiert. Dadurch, dass es aber passiert ist, hatten wir eine neue Situation zum lernen. Auch der Rückruf hat schonmal nicht funktioniert. Wenn man diese Situationen aber richtig analysiert und nutzt kann der Rückruf umso besser werden.
Vielleicht sollte man sich fragen: Würde man selbst gerne angeleint werden und dafür kann einem im Leben wahrscheinlich nichts passieren? Also ich kann das ganz klar mit Nein beantworten. Ich bin froh darüber, dass ich eigene Entscheidungen treffen darf und wenn mir dadurch etwas zustoßen sollte, dann werde ich es zumindest nicht bereuen, denn wow hatte ich bisher eine Menge Spaß im Leben. Da ich das für mich selbst als den richtigen Lebensweg sehe, will ich das Selbe auch für Ninja.
Wir gehen immerhin gemeinsam durchs Leben.
Letzten Frühling sind wir mit meinen Parkourgruppen nach Prag gefahren. Ninja war fast komplett unangeleint dabei. Nicht einmal musste ich mir Sorgen um ihn machen. Bei manchen Kids leider schon, also ich konnte ihnen nicht zu 100% vertrauen. Warum lassen wir manche unserer Kids unangeleint durch die Welt gehen? 😀
Kannst Du mit Ninja von euren Auftritten bzw. mit Parkour leben? Was machst Du im „normalen“ Leben und wie ist Ninja darin integriert?
Immer mehr. Ich denke 2022 war das erste Jahr indem die Einnahmen durch Ninja ausgereicht hätten. Das meiste kommt durch Social Media Kampagnen. Ich möchte uns hier auch weiterhin stark positionieren und Hundecontent erstellen.
Im Normalen Leben unterrichte ich Parkour an besonders motivierte Kinder, dafür habe ich mich selbständig gemacht. Mittlerweile coache ich seit 11-12 Jahren. Ninja wurde mit meinen Gruppen zusammen unterrichtet und ist ein Teil von Ihnen.
Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei euch aus?
Wir stehen relativ spät auf, machen einen ganz Gechillten mit social Media im Bett kuscheln, dann frühstücken bevor wir länger raus gehen und trainieren oder Content erstellen. Im Abendbereich wird gecoacht und dann wird viel zu lange wach geblieben. 😂 Feste Trainingszeiten für Ninja gingt es nicht wirklich.
Woran arbeitet ihr gerade?
Wir bauen unsere Reichweite auf Instagram weiter aus und demnächst unseren YouTube Kanal. Bestimmte Trainingsziele haben wir nicht. Durch tägliche Trainingssessions wird man automatisch besser. Aber wir werden uns definitiv auf die nächste TopDog Staffel vorbereiten.
Was sind Deine persönlichen Ziele für die nächsten Jahre mit Ninja?
Ihn gesund zu halten und unser Rudel zu vergrößern. Ansonsten gibt es wirklich nicht viel. Ninja ist für mich ein absoluter Traumhund. Alles was ich mir von einem Hund gewünscht habe erfüllt er mehr als genügend. Nun liegt es an mir sein absoluter Traumbesitzer zu sein.
Abschließend: was für einen Rat möchtest du allen angehenden Hundebesitzern für ihr zukünftiges Leben mit Vierbeiner gerne mitgeben?
Lernt die Sprache der Hunde! Und damit meine ich, studiert es! Schaut euch Maja Novak auf YouTube an (ein bisschen kitschig nach meinem Geschmack aber der Inhalt ist krass informativ!), hängt euch ein Schild mit den Beschwichtigungssignalen an die Toilettentür, geht auf TikTok und schaut nach Hundetrainern.
Hinterfragt was es heißt ein Mensch zu sein und dann was es heißt Hund zu sein.
Stellt euch vor wir würden Kinder wie Hunde erziehen, oder Hunde wie Kinder.
Traut Hunden mehr zu.
Wechselt die Spielzeuge. #suchtfrei
Ihr schuldet eurem Hund mehr, als einem fremden Menschen.